Hallo in die Runde,
ich kann immer verstehen, wenn sich besorgte Sammler und Computer-Enthusiasten Gedanken machen über die Sicherheit nach dem Umbau / Erweiterung von alten Systemen.
Hand auf's Herz: Sind die heutigen Systeme mit viel eher auf Kante genäht? Ist der Preisdruck heute nicht noch viel stärker, und Geiz ist geil?
Fakt: Die Systeme waren früher sehr robust designed. Ich gehe davon aus, dass in 40 Jahren sich NIEMAND mehr mit den Systemen der Jetzt-Zeit auseinander setzen wird. Ein aktuelles Marken-Handy ist dann nur noch Schrott. Niemand wird für ein solches System etwas Neues entwickeln.
Nun zu den technischen Daten:
1.) Leitungskapazität / Kondensator:
Eine lange Leitung führt durch die räumliche Nähe von zwei isoliert zu betrachtenden Leitern zu einem Kondensator. Der Abstand und die Fläche sind maßgeblich für die Kapazität.
Sicherlich ist in der Hochfrequenztechnik auch die Leitungskapazität eine maßgeblich Größe, echte HF-Techniker sprechen aber selbst bei 1MHz Taktfrequenz verächtlich von "zuckendem Gleichstrom".
Zudem kommt es erst dann zu einer Zerstörung (nicht zu einer Störung des Betriebs -> WICHTIG!!!) , wenn durch die zu hohe Kapazität der für die Umladung derselben ein zu hoher Strom fließt. Und wenn man sich die Ausgangsbaugruppen der 6522 / 6526 anschaut, dann ist dort nichts zu befürchten. Durch die internen Aufbauten begrenzen bereits diese den Strom.
2.) Übersprechen:
Beim Übersprechen von benachbarten elektrischen Leitungen kommt es durch Induktion zur Übertragung von Signalen auf benachbarte Leitungsteile. Richtig! Dieser Vorgang ist unerwünscht. Betrifft er uns hier? Nein. Selbst das Multiplexing der C64-Tastatur (zyklisch wird jeder Spalte/Zeile der Matrix ausgelesen) ist gut beherrschbar und wird selbst bei 2m Länge keinen Einfluss darauf haben, ob eine Taste falsch erkannt wird. Und eine Gefahr durch Zerstörung ist dreimal nicht gegeben, denn hierzu sind die Flanken viel zu flach, als dass hier durch Selbstinduktion eine unzulässig hohe Spannung auftreten könnte.
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Themenwechsel als Gegenbeispiel:
SpeedDos: Wer von uns hatte eigentlich keine Floppy mit SpeedDos? Handhoch? Mal schauen, ich sehe nur eine Wortmeldung, gut , setzen!
Hier ist es eigentlich viel schlimmer. Die Datenmenge, somit die Frequenzen sind höher - naja, zuckender Gleichstrom, gell? - und das Flachbandkabel war bei mir immer fast einen Meter lang. Und nicht geschirmt. Haben die Floppy-Speeder funktioniert? Na klar, und sogar richtig schnell. Auch hier wurden z.T. direkt an den 6522 7 6526 die Leitungen angelötet. OK, EMV-mäßig war das nicht besonders klug, und es hat wohl auch so manche der VIAs / CIAs gekostet, aber nie während des Betriebs, sondern immer nur, wenn man im laufenden Betrieb das Userport-Kabel zieht / steckt.
Fazit: Macht Euch keine Sorgen bzgl. Eurer alten Schätzchen, die halten mehr aus wir und die heutige Elektronik. Und solange niemand auf die wahnwitzige Idee kommt, einen Remote-Arbeitsplatz für sein Home-Office mittels C64 und abgesetzter Tastatur mit einer 2 km langen Verlängerung aufzubauen, ist alles in Ordnung.
Have fun (<- wisst Ihr nun, warum das immer hier steht?)
Chris cassy-de